Laufende Forschungs- und Dissertationsprojekte

In dem Projekt „INSIDER – INnere SIcherheit und DEmokratische Resilienz. Bedingungen und Wechselwirkungen polizeilichen Handelns in der pluralen Gesellschaft“ untersuchen Forschungsteams der Universitäten Trier und Mainz aus der Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie das Verhältnis von Polizei und Gesellschaft in Rheinland-Pfalz.

Konkret geht es dem politikwissenschaftlichen Teilprojekt um die Frage, inwiefern sich politische Einstellungen und Wertorientierungen von Polizeiangehörigen von denen der allgemeinen Bevölkerung unterscheiden und inwiefern arbeitsbelastende und andere Faktoren diese Einstellungen bedingen können. Dazu sind zwei standardisierte, computergestützte Befragung aller Angehörigen der Polizei in Rheinland-Pfalz geplant. Erfasst werden sollen neben den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten ausdrücklich auch beamtete und angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung im Geschäftsbereich der Polizeipräsidien.

Ziel des gesamten Projektes ist es, konkrete Handlungsempfehlungen zu nennen, wie Vorurteilsmustern bei Polizistinnen und Polizisten sowie gesellschaftlichen Gruppen präventiv begegnet werden kann. Dazu sollen die Forschungsergebnisse in der Ausbildung von Polizeikräften genutzt werden. Die Forschungsstelle der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz unterstützt die auf drei Jahre angelegte Studie. Gefördert wird die Studie vom Ministerium für Inneres und Sport des Landes Rheinland-Pfalz.

Dieses Projekt bildet den Schwerpunkt meiner derzeitigen Forschungsaktivität und befasst sich mit der Schnittstelle Parteienforschung und politikwissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. Konkret befasse ich mich aus vergleichender Perspektive mit der Frage, wie politische Parteien webbasierte Anwendungen nutzen, um ihre klassischen Parteifunktionen zu erfüllen. Es geht also um Aspekte der Organisation, Kommunikation und Partizipation aber auch um Aspekte wie Finanzierung und Ausgaben/Investitionen. Hierzu schlage ich ein Fünf-Säulen-Modell vor, dass die Dimensionen Mitgliedschaft, Führung und Kandidaten, Programm, Öffentliches Image und Ressourcen umfasst. In jeder dieser Dimensionen können Parteien Prozesse in die digitale Sphäre verlagern. Dabei sage ich nicht, dass alle Prozesse unbedingt in die digitale Sphäre verlagert werden sollten.

Mit meiner Forschung bin ich Teil eines internationalen Netzwerks von Politikwissenschaftler*innen, die sich ebenfalls mit der Digitalisierung politischer Parteien befassen. Wir organisieren regelmäßig gemeinsame Tagungen und Tagungsbeiträge, publizieren gemeinsam in verschiedenen Konstellationen und bereiten Drittmittelanträge vor und reichen diese ein. Derzeit arbeiten wir an einem größeren europäischen Förderantrag, den ich als Mitglied des Management Committees mitkoordiniere und verfasse.

Zudem bin ich Mitglied des Steering Committees des Digital Parties Research Networks. Nähere Informationen dazu finden Sie unter Digital Parties Network | ESPOL (espol-lille.eu)

Meine aktuelle Publikations- und Vortragsliste findet sich auf meiner persönlichen Webseite.

Dr. Filip hat sich in der Vergangenheit mit dem Thema Euroskeptizismus sowie mit der Erforschung des so genannten Globalisierungstrilemmas beschäftigt: dem Grad, in dem Länder alle drei Aspekte - nationale Souveränität, liberale Demokratie und Globalisierung - ausbalancieren und verfolgen können.

In seiner bisherigen Arbeit hat Dr. Filip die Trends der so genannten "Euroseptic Contagion" erforscht, indem er die Art und Weise, in der der Erfolg euroskeptischer Parteien das Verhalten der Mainstream-Parteien beeinflussen kann, beschrieb. Weitere Arbeit in diesem Forschungsfeld untersuchte auch die Art und Weise, wie integrative und exklusive Identitätsmerkmale bei Individuen die Neigung zur Unterstützung radikaler politischer Parteien erklären. Während seiner Zeit an der Hertie School of Governance arbeitete Dr. Filip daran, das Ausmaß zu beschreiben, in dem Länder es schaffen, das oft widersprüchliche Streben nach nationaler Souveränität, den Schutz des sozialen Zusammenhalts, die Bewahrung der liberalen Demokratie und die Verpflichtung zur wirtschaftlichen Globalisierung zu navigieren. Seine Arbeit kartierte die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Belastungen, denen Länder gemäß dem besagten "Globalisierungsparadoxon" ausgesetzt sind, und deren Folgen.

Im kommenden Jahr wird Herr Filip an einer Reihe von Artikeln arbeiten, in denen er die Dynamik des Partei-/Stimmenwechsels erforscht sowie die mit diesen Trends verbundenen Wählerschaften genauer untersucht (und vergleicht).

Die gemäßigten Mainstream-Parteien erleben einen Rückgang ihrer Wählerunterstützung, da sich immer mehr ihrer Wählerschaft von der Politik abwendet, sei es wegen der Globalisierung, der Einwanderung, der zunehmenden Ungleichheit, der Umwelt, der allgemeinen Apathie und Parteiverdrossenheit. Bedeutende Teile dieser Wählerschaft verlassen jedoch nicht die politische Bühne, sondern geben ihre Stimme stattdessen politischen Akteuren außerhalb des etablierten Mainstreams, wie der extremen Rechten, grünen Parteien oder neuen sozialliberalen Parteien.

Diese Wähler und Wählergruppen sind jedoch vielfältig und variieren in ihren Motivationen, ebenso wie die (Ziel-)Parteien, denen sie ihre Stimme geben". Diese Forschungsagenda wird untersuchen, welche dieser verschiedenen Wählergruppen zu welchen anderen Parteien überlaufen (und die Themen erforschen, die solche Verschiebungen verursachen), und die soziodemografischen, wirtschaftlichen, kulturellen und ideellen Merkmale dieser Parteiwechsel-Dynamik untersuchen.

Das wissenschaftliche Konzept, das genutzt wird, um die Qualität von Wahlen zu bestimmen, heißt elektorale Integrität. Bestehende Forschung stützt sich vor allem auf Expertenumfragen und fokussiert sich auf defekte Demokratien und semi-demokratische Systeme, um elektorale Integrität zu messen und ihre Determinanten und Konsequenzen einzuschätzen. Messinstrumente, die elektorale Integrität aus Sicht der Bevölkerung erfassen sind weniger feingliedrig und weisen oftmals erhebliche Schwächen auf. Außerdem herrscht keine Einigkeit über die Definition elektoraler Integrität, was die Validität von bestehenden Messinstrumenten weiter in Frage stellt. Daher bleibt unklar, wie Bürgerinnen und Bürger elektorale Integrität wahrnehmen, besonders in etablierten Demokratien, in denen Experten elektorale Integrität zumeist sehr hoch einschätzen.

Kampagnen populistischer Initiativen und Parteien, sowie technisches und menschliches Versagen im Zusammenhang mit der Durchführung von Wahlen, zusammen mit Entwicklungen, die in Deutschland und anderen etablierten westlichen Demokratien zu beobachten sind, wie starke Stimmverluste für etablierte Parteien, soziale Polarisierung, Politikverdrossenheit und die Nutzung neuer, alternativer Formen der Partizipation, könnten sich in differenzierteren und möglicherweise ambivalenteren Einschätzungen der Bevölkerung zu elektoraler Integrität niederschlagen als Expertenurteile vermuten lassen. Das macht Deutschland als Musterbeispiel für ein hohes Maß elektoraler Integrität in Expertendarstellungen zu einem spannenden Fall für mein Projekt. Wie nimmt die deutsche Bevölkerung elektorale Integrität wahr? Ziel meines Dissertationsprojektes ist es diese Einschätzungen in all ihrer Differenziertheit mithilfe eines neuen Messinstruments sichtbar zu machen. Ausgangspunkt ist eine kritische Evaluierung des Konzeptes und der vorherrschenden Definition elektoraler Integrität, bevor ein neues Messinstrument entwickelt, empirisch getestet und angewendet wird. Dabei kommen sowohl klassische Methoden der Umfrageforschung als auch Umfrageexperimente zum Einsatz.

Während die Parteiidentifikation als eine der stärksten Determinanten zur Erklärung von Wahlentscheidungen im Allgemeinen gilt, wurde sie lange Zeit unterschätzt, wenn nicht gar ignoriert, wenn es um die Erforschung des Wahlverhaltens zugunsten radikal rechtspopulistischer Parteien geht. Neuere Studien heben die Bedeutung der Parteiidentifikation hervor, indem sie argumentieren, dass fehlende Identifikationen mit etablierten Parteien oder sogar negative Einstellungen gegenüber diesen Parteien notwendige Voraussetzungen für die Wahl populistischer Parteien sind. In Westeuropa ist es jedoch die radikal rechtspopulistische Parteienfamilie, die die größte Ablehnung in der Bevölkerung erfährt. Im Gegensatz zur Gruppe der Wähler*innen radikal rechtspopulistischer Parteien dürfte die große Gruppe derjenigen, die negative Einstellungen gegenüber einer radikal rechtspopulistischen Partei besitzen, sehr heterogen sein. Wähler*innenheterogenität ist in der Literatur zwar sehr wohl bekannt, wird aber nur selten adäquat modelliert. Ziel des Dissertationsvorhabens ist es daher, den Forschungsstand zu negativer Parteiidentifikation und Wähler*innenheterogenität im Kontext der Forschung zu Wahlverhalten und radikal rechtspopulistischen Parteien zu kombinieren, um folgende Fragen zu beantworten: Welche Faktoren führen zu einer negativen Parteiidentifikation gegenüber rechtspopulistischen Parteien, inwieweit variiert die Stärke der Faktoren zwischen verschiedenen Subgruppen des Elektorats und was sind die Konsequenzen der negativen Parteiidentifikation gegenüber radikal rechtspopulistischen Parteien für das Wahlverhalten im Allgemeinen? Um diese Fragen zu beantworten, werden repräsentative Umfragedaten mit Hilfe von fortgeschrittenen Analysetechniken, wie multiple Gruppenvergleiche und Strukturgleichungsmodelle, ausgewertet.

Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass die Wahlergebnisse der AfD – analog zu rechtspopulistischen Parteien in vielen anderen Ländern – regional und lokal teilweise sehr unterschiedlich sind. Dabei werden drei Erklärungsansätze besonders in den Blick genommen: Erstens die Analyse kleinräumiger, differenzierter Kontextfaktoren, zweitens die Untersuchung von Mechanismen zwischen kontextuellen und individuellen Erklärungsfaktoren und drittens die Überprüfung eines zwischen verschiedenen Regionen und Individuen variierenden Effekts des kleinräumlichen Kontexts. Bei der Analyse der Forschungsfrage werden darüber hinaus insbesondere sogenannte Krisengefühle und ihre Auswirkungen auf die AfD-Unterstützung in den Blick genommen. Es werden verschiedene georeferenzierte Individualdatensätze und kleinräumige Kontextdaten verwendet, die eine Untersuchung der Mechanismen auf verschiedenen räumlichen Kontextebenen, vor allem aber auf sehr lokaler Ebene, möglich machen.