Lokalismus: Wohnorte von Kandidaten und Wahrnehmungen durch die Wähler bei der Unterhauswahl 2015
Univ.-Prof. Dr. Kai Arzheimer/Jocelyn Evans
In den USA gibt es eine lange Forschungstradition, die sich mit dem Heimvorteil von Kandidaten befasst, die einen biographischen Bezug zum Wahlkreis haben (“localism”). In Westeuropa wurde das Phänomen des Lokalismus hingegen bislang kaum untersucht.
In zwei früheren Studien zur britischen Unterhauswahl 2010 und zur englischen Kommunalwahl 2013 (Arzheimer/Evans 2012, 2014) konnten wir jedoch zeigen, dass die objektive geographische Distanz zwischen dem Wohnort des Wählers und dem der Kandidaten selbst dann einen Effekt hat, wenn die Parteineigung der Wähler und der Amtsbonus des Kandidaten kontrolliert werden.
Dies ist deshalb bedeutsam, weil Großbritannien zu einem Systemtyp gehört, wo es eigentlich kaum Raum für einen solchen Effekt des Lokalismus geben sollte (Carey/Shugart 1995). Die Befunde deuten deshalb auf einen grundlegenderen Wandel im Verhältnis von Bürgern, Parteien und Politikern hin.
In Zusammenarbeit mit einer zweiten Forschergruppe (Campbell/Cowley) werden wir bei der Unterhauswahl im Mai 2015 unsere Ergebnisse mit einer Stichprobe von 11.000 Befragten unter veränderten Kontextbedingungen (Aufstieg von UKIP) replizieren. Dieses Projekt wird ab 2015 durch die Fritz-Thyssen-Stiftung finanziell gefördert.
Publikationen:
Evans, Jocelyn, Kai Arzheimer, Rosie Campbell, and Philip Cowley. “Candidate Localness and Voter Choice in the 2015 General Election in England.” Political Geography 59 (2017): 61-71. doi:10.1016/j.polgeo.2017.02.009
Präferenzen für radikal rechtspopulistische Parteien und gruppenbezogene Bedrohungswahrnehmungen - Zeit, Kontext und Moderatoren
Dr. Carl Berning
Gruppenbezogene Bedrohungswahrnehmungen gelten in der Literatur als eine der bedeutendsten Motivationen für die Wahl einer radikal rechtspopulistischen Partei. In diesem Forschungsprojekt wird dieser prominente Zusammenhang genauer untersucht. Das Forschungsprojekt gliedert sich in folgende Teilprojekte: (i) die Analyse der zeitlichen Ordnung beider Konstrukte (ii) die Wirkung eines ideologischen Klimas von gruppenbezogenen Bedrohungswahrnehmungen auf individuelle radikal rechtspopulistische Parteipräferenzen (iii) die Bedeutung der Salienz von radikal rechtspopulistischen Parteien für die individuelle zeitliche Veränderung von Präferenzen für die radikalen Rechtspopulisten.
Zur Beantwortung dieser Fragestellungen werden fortschrittliche Analyseverfahren, wie Mehrebenen-Strukturgleichungsmodelle, verwendet. Als Datengrundlage dienen repräsentative Bevölkerungsumfragen aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz.
Veränderungen der Arbeitsprozesse von Nichtregierungsorganisationen durch Digitale und Soziale Medien
Jasmin Fitzpatrick, M.A.
Das Projekt befasst sich mit den Herausforderungen, denen sich NGOs im Digital Age gegenübergestellt sehen und analysiert aus interdisziplinärer Perspektive, welche Anpassungen NGOs geleistet haben. Das Projekt stützt sich auf die Auswertung von Open-Data und Experteninterviews. Eine eigene, quantitative Erhebung ist geplant.
Inhaltliche Konzeptionen europäischer Identität in Deutschland
Daniel Weber, M.A.
Das Projekt verfolgt das Ziel, das europäische Gemeinschaftsbewusstsein der Deutschen genauer zu untersuchen. Es soll analysiert werden, welche Rolle der subjektiven Definition der Gruppengrenzen - also den Ansichten darüber, welche Eigenschaften ein Europäer teilen muss - bei der Bewertung von Eigengruppe und Fremdgruppe zukommt. Hierzu wurden in drei Erhebungswellen im März, Mai und September 2014 insgesamt 1865 standardisierte Telefoninterviews mit zufällig ausgewählten Personen in ganz Deutschland geführt. Das Projekt wird von der Fritz Thyssen-Stiftung mit knapp 34.000 Euro unterstützt.
Die theorieadäquate Messung der Parteiidentifikation
Sabrina Mayer, M.A.
Das Projekt, das von der Fritz Thyssen-Stiftung mit knapp 30.000 Euro gefördert wird (Antragsteller: Prof. Schumann), untersucht unter Rückgriff auf den Ansatz sozialer Identität umfassend Konzeptualisierung und Operationalisierung eines der wichtigsten Indikatoren der empirischen Wahlforschung im Rahmen einer eigenen dreiwelligen Panelerhebung.
Der Einfluss des Demografie-Frames auf die Akzeptanz der Rente mit 67
Sven Stadtmüller, M.A.
Wie wirken sich verschiedene Frames auf die Akzeptanz der Rente mit 67 aus? Wie dauerhaft sind diese Effekte? Auf Basis eines experimentellen Untersuchungsdesigns erfolgte die Analyse dieser Forschungsfragen mit Unterstützung der Fritz Thyssen-Stiftung.