2011 hat der Bundestag mit knapper Mehrheit das bisher bestehende vollständige Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) modifiziert. Die neue Regelung ist aber im europäischen Vergleich immer noch sehr restriktiv. Zugleich gibt es anekdotische Hinweise darauf, dass die Bevölkerung in ihrer großen Mehrheit in diesem Bereich deutlich liberalere Positionen vertritt als die Parlamentarier.
Eine repräsentative Befragung innerhalb des Projektes bestätigt diesen Eindruck. In einem nachgeschalteten Experiment konnte überdies gezeigt werden, dass diese Lücke nicht auf fehlende Informationen zurückgeht. Vielmehr führt eine tiefergehende Information mit dem Thema dazu, dass sich die Kluft zwischen Bevölkerung und Abgeordneten weiter vergrößert. Hauptgrund dafür ist die stärkere religiöse Bindung der Politiker. Bei dieser und bei verwandten bioethischen Fragen ist deshalb zu erwarten, dass die Bevölkerungspräferenzen weiter nur unzureichend repräsentiert werden und eine Liberalisierung am ehesten über die Gerichte erreicht wird.
Publikationen:
Arzheimer, K. (2015). Strange Bedfellows: The Bundestag’s free vote on pre-implantation genetic diagnosis (pgd) reveals how Germany’s restrictive bioethics legislation is shaped by a christian democratic/new left issue-coalition. Research and Politics, 2(3), 1–7. http://dx.doi.org/10.1177/2053168015601130
Arzheimer, K. (2020). Secular citizens, pious mps: why german attitudes about genetic testing are much more permissive than german laws. Political Research Exchange, 2(1), 1-25. http://dx.doi.org/10.1080/2474736X.2020.1765693
Arzheimer, K. (2020). A partial micro-foundation for the "two-worlds" theory of morality policymaking: evidence from germany. Research & Politics, 7(2), 1-7. http://dx.doi.org/10.1177/2053168020917823
Comparative research on the radical right has focused mainly on national-level indicators and individual motivators to explain variation in support for these parties. Some case-study approaches use sub-national models to look at within-country variation, but to date there is an absence of comparative research formalising the role of the meso-level across countries in radical right support.
This comparative study proposes an interdisciplinary political science, sociology and geography team to construct a multi-level analysis of four key countries (France, Germany, the Netherlands and the UK) which provide varying institutional, infrastructural, socio-economic and attitudinal contexts in which to study the phenomenon. The three-year project will first collate all available secondary political and socio-economic data from official sources to establish an across-time database at multiple levels of territorial aggregation. Second, it will build upon these macro-/meso-level foundations with a standardised large-n survey across the four countries, to collect an up-to-date set of individual demographic, attitudinal and behavioural indicators. Finally, these will be combined in a full mixed model of radical right support, identifying the comparative role of context and individual attributes
The results will provide an unparalleled level of detailed understanding of such determinants, of importance both to academic understanding and to stakeholders’ policy planning and implementation.
For more information please visit the project website.
Dieses Projekt bildet den Schwerpunkt meiner derzeitigen Forschungsaktivität und befasst sich mit der Schnittstelle Parteienforschung und politikwissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. Konkret befasse ich mich aus vergleichender Perspektive mit der Frage, wie politische Parteien webbasierte Anwendungen nutzen, um ihre klassischen Parteifunktionen zu erfüllen. Es geht also um Aspekte der Organisation, Kommunikation und Partizipation aber auch um Aspekte wie Finanzierung und Ausgaben/Investitionen. Hierzu schlage ich ein Fünf-Säulen-Modell vor, dass die Dimensionen Mitgliedschaft, Führung und Kandidaten, Programm, Öffentliches Image und Ressourcen umfasst. In jeder dieser Dimensionen können Parteien Prozesse in die digitale Sphäre verlagern. Dabei sage ich nicht, dass alle Prozesse unbedingt in die digitale Sphäre verlagert werden sollten.
Mit meiner Forschung bin ich Teil eines internationalen Netzwerks von Politikwissenschaftler*innen, die sich ebenfalls mit der Digitalisierung politischer Parteien befassen. Wir organisieren regelmäßig gemeinsame Tagungen und Tagungsbeiträge, publizieren gemeinsam in verschiedenen Konstellationen und bereiten Drittmittelanträge vor und reichen diese ein. Derzeit arbeiten wir an einem größeren europäischen Förderantrag, den ich als Mitglied des Management Committees mitkoordiniere und verfasse.
Zudem bin ich Mitglied des Steering Committees des Digital Parties Research Networks. Nähere Informationen dazu finden Sie unter Digital Parties Network | ESPOL (espol-lille.eu)
Meine aktuelle Publikations- und Vortragsliste findet sich auf meiner persönlichen Webseite.
Dr. Filip hat sich in der Vergangenheit mit dem Thema Euroskeptizismus sowie mit der Erforschung des so genannten Globalisierungstrilemmas beschäftigt: dem Grad, in dem Länder alle drei Aspekte - nationale Souveränität, liberale Demokratie und Globalisierung - ausbalancieren und verfolgen können.
In seiner bisherigen Arbeit hat Dr. Filip die Trends der so genannten "Euroseptic Contagion" erforscht, indem er die Art und Weise, in der der Erfolg euroskeptischer Parteien das Verhalten der Mainstream-Parteien beeinflussen kann, beschrieb. Weitere Arbeit in diesem Forschungsfeld untersuchte auch die Art und Weise, wie integrative und exklusive Identitätsmerkmale bei Individuen die Neigung zur Unterstützung radikaler politischer Parteien erklären. Während seiner Zeit an der Hertie School of Governance arbeitete Dr. Filip daran, das Ausmaß zu beschreiben, in dem Länder es schaffen, das oft widersprüchliche Streben nach nationaler Souveränität, den Schutz des sozialen Zusammenhalts, die Bewahrung der liberalen Demokratie und die Verpflichtung zur wirtschaftlichen Globalisierung zu navigieren. Seine Arbeit kartierte die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Belastungen, denen Länder gemäß dem besagten "Globalisierungsparadoxon" ausgesetzt sind, und deren Folgen.
Im kommenden Jahr wird Herr Filip an einer Reihe von Artikeln arbeiten, in denen er die Dynamik des Partei-/Stimmenwechsels erforscht sowie die mit diesen Trends verbundenen Wählerschaften genauer untersucht (und vergleicht).
Die gemäßigten Mainstream-Parteien erleben einen Rückgang ihrer Wählerunterstützung, da sich immer mehr ihrer Wählerschaft von der Politik abwendet, sei es wegen der Globalisierung, der Einwanderung, der zunehmenden Ungleichheit, der Umwelt, der allgemeinen Apathie und Parteiverdrossenheit. Bedeutende Teile dieser Wählerschaft verlassen jedoch nicht die politische Bühne, sondern geben ihre Stimme stattdessen politischen Akteuren außerhalb des etablierten Mainstreams, wie der extremen Rechten, grünen Parteien oder neuen sozialliberalen Parteien.
Diese Wähler und Wählergruppen sind jedoch vielfältig und variieren in ihren Motivationen, ebenso wie die (Ziel-)Parteien, denen sie ihre Stimme geben". Diese Forschungsagenda wird untersuchen, welche dieser verschiedenen Wählergruppen zu welchen anderen Parteien überlaufen (und die Themen erforschen, die solche Verschiebungen verursachen), und die soziodemografischen, wirtschaftlichen, kulturellen und ideellen Merkmale dieser Parteiwechsel-Dynamik untersuchen.
Das wissenschaftliche Konzept, das genutzt wird, um die Qualität von Wahlen zu bestimmen, heißt elektorale Integrität. Bestehende Forschung stützt sich vor allem auf Expertenumfragen und fokussiert sich auf defekte Demokratien und semi-demokratische Systeme, um elektorale Integrität zu messen und ihre Determinanten und Konsequenzen einzuschätzen. Messinstrumente, die elektorale Integrität aus Sicht der Bevölkerung erfassen sind weniger feingliedrig und weisen oftmals erhebliche Schwächen auf. Außerdem herrscht keine Einigkeit über die Definition elektoraler Integrität, was die Validität von bestehenden Messinstrumenten weiter in Frage stellt. Daher bleibt unklar, wie Bürgerinnen und Bürger elektorale Integrität wahrnehmen, besonders in etablierten Demokratien, in denen Experten elektorale Integrität zumeist sehr hoch einschätzen.
Kampagnen populistischer Initiativen und Parteien, sowie technisches und menschliches Versagen im Zusammenhang mit der Durchführung von Wahlen, zusammen mit Entwicklungen, die in Deutschland und anderen etablierten westlichen Demokratien zu beobachten sind, wie starke Stimmverluste für etablierte Parteien, soziale Polarisierung, Politikverdrossenheit und die Nutzung neuer, alternativer Formen der Partizipation, könnten sich in differenzierteren und möglicherweise ambivalenteren Einschätzungen der Bevölkerung zu elektoraler Integrität niederschlagen als Expertenurteile vermuten lassen. Das macht Deutschland als Musterbeispiel für ein hohes Maß elektoraler Integrität in Expertendarstellungen zu einem spannenden Fall für mein Projekt. Wie nimmt die deutsche Bevölkerung elektorale Integrität wahr? Ziel meines Dissertationsprojektes ist es diese Einschätzungen in all ihrer Differenziertheit mithilfe eines neuen Messinstruments sichtbar zu machen. Ausgangspunkt ist eine kritische Evaluierung des Konzeptes und der vorherrschenden Definition elektoraler Integrität, bevor ein neues Messinstrument entwickelt, empirisch getestet und angewendet wird. Dabei kommen sowohl klassische Methoden der Umfrageforschung als auch Umfrageexperimente zum Einsatz.
Während die Parteiidentifikation als eine der stärksten Determinanten zur Erklärung von Wahlentscheidungen im Allgemeinen gilt, wurde sie lange Zeit unterschätzt, wenn nicht gar ignoriert, wenn es um die Erforschung des Wahlverhaltens zugunsten radikal rechtspopulistischer Parteien geht. Neuere Studien heben die Bedeutung der Parteiidentifikation hervor, indem sie argumentieren, dass fehlende Identifikationen mit etablierten Parteien oder sogar negative Einstellungen gegenüber diesen Parteien notwendige Voraussetzungen für die Wahl populistischer Parteien sind. In Westeuropa ist es jedoch die radikal rechtspopulistische Parteienfamilie, die die größte Ablehnung in der Bevölkerung erfährt. Im Gegensatz zur Gruppe der Wähler*innen radikal rechtspopulistischer Parteien dürfte die große Gruppe derjenigen, die negative Einstellungen gegenüber einer radikal rechtspopulistischen Partei besitzen, sehr heterogen sein. Wähler*innenheterogenität ist in der Literatur zwar sehr wohl bekannt, wird aber nur selten adäquat modelliert. Ziel des Dissertationsvorhabens ist es daher, den Forschungsstand zu negativer Parteiidentifikation und Wähler*innenheterogenität im Kontext der Forschung zu Wahlverhalten und radikal rechtspopulistischen Parteien zu kombinieren, um folgende Fragen zu beantworten: Welche Faktoren führen zu einer negativen Parteiidentifikation gegenüber rechtspopulistischen Parteien, inwieweit variiert die Stärke der Faktoren zwischen verschiedenen Subgruppen des Elektorats und was sind die Konsequenzen der negativen Parteiidentifikation gegenüber radikal rechtspopulistischen Parteien für das Wahlverhalten im Allgemeinen? Um diese Fragen zu beantworten, werden repräsentative Umfragedaten mit Hilfe von fortgeschrittenen Analysetechniken, wie multiple Gruppenvergleiche und Strukturgleichungsmodelle, ausgewertet.
Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass die Wahlergebnisse der AfD – analog zu rechtspopulistischen Parteien in vielen anderen Ländern – regional und lokal teilweise sehr unterschiedlich sind. Für die Erklärung dieser räumlichen Varianz der AfD-Wahlerfolge fokussiert sich die Arbeit auf die Mechanismen, die kontextuelle und individuelle Faktoren miteinander verbinden und fragt zudem nach dem Effekt von räumlichen Disparitäten sowie dem Einfluss der zeitlichen Entwicklung der regionalen und lokalen Kontextsituation auf die individuelle Wahlentscheidung für die AfD. Für die empirische Analyse werden georeferenzierte Individualdatensätze sowie lokale Makrodaten verwendet, die eine Untersuchung der Mechanismen auf verschiedenen räumlichen Kontextebenen, vor allem aber auf sehr lokaler Ebene, möglich machen.
Momentan arbeite ich an einem Papier, welches argumentiert, dass parteipolitische Effekte auf die Wohlfahrtsstaatstätigkeit von dem Verhältnis der zwei zentralen Dimensionen des Politikraums zueinander abhängen. Die Salienz kultureller Sachfragen hat im Laufe der letzten Jahrzehnte enorm zugenommen. Die strukturierenden Themen des Parteienwettbewerbs sind infolgedessen variabler als in den „goldenen Jahren“ des Wohlfahrtsstaats – während derer parteipolitische Effekte sich noch deutlich in der Sozialpolitik niedergeschlagen haben. Diese Entwicklung ist folgenreich für die Verbindung zwischen sozialen Klassen und politischen Parteien, für die Responsivität von Regierungsparteien und, so mein Argument, für die Effekte linker und rechter Regierungen auf die Wohlfahrtsstaatstätigkeit.
Dieses finale Papier meiner kumulativen Dissertation verfolgt auch das Ziel, die beiden Stränge meiner bisherigen Forschung miteinander zu verbinden. Meine veröffentlichten Arbeiten befassen sich mit parteipolitischen Effekten auf Wohlfahrtsstaatstätigkeit einerseits und Dynamiken des Wahlverhaltens in mehrdimensionalen Politikräumen andererseits
Weitere Informationen zur Forschung von Herrn Hillen finden Sie auf der Seite des Bereichs für Vergleichende Politikwissenschaft.
Over the last decade, European democracies has been facing a multifaced crisis marked by economic, social and political features. The growing doubt towards the European edifice in conjunction with the outburst of the global financial and the recent refugee crisis have contributed to the further strengthening of the anti-establishment party current and the emergence of a division between the countries of the Western European ‘prosperous North’ and ‘defective South’. During this period, anti-establishment parties of different ideological shades have evolved into notable players along the dimensions of the Western European party competition irrespective of the ‘order’ (first, second) of each election leading to the subsequent partial shrinkage of mainstream parties. By focusing on the European elections from 2009 until 2019 – a temporal framework that indicates the investigation of the vote for anti-establishment parties before the onset of the financial crisis and during the rebound of party systems from the multilevel implications of the latest European crisis – my main research goal is investigate the complementary interrelationship between the demand-side and supply-side context in order to approach the determinants that contributed to the transformation of anti-establishment parties into remarkable electoral players along the party systems of the Western European North and South.
Publications
“Anti-establishment coalition governments in Southern Europe: Greece and Italy”, APSA Preprints (with Prof. Dr. Vasiliki Georgiadou), September 2020, 10.33774/apsa-2020-0pl3n
“Voting for far-right parties in the 2014 European Elections”, Science and Society: Review of Political and Moral Theory, 38 https://ejournals.epublishing.ekt.gr/index.php/sas/article/view/17744
“Mapping the far-right vote in the European electoral arena: The Greek far-right in cross-national perspective”, Greek Politics Specialist Group (GPSG) Working Paper Series https://gpsg.org.uk/wp-content/uploads/2018/11/working_paper_31.pdf
For more information see also: Department of Political Science and History Panteon University and Research Gate.
Scholarly work regarding the relationship between economics and elections is among the most voluminous when it comes to theories of voting behavior, explaining election outcomes, forecasting elections... Numerous studies have treated an economy as valence issue and found evidence to support the claim that: when the economy is good citizens vote for incumbents, and when the economy is bad they tend to “throw the rascals out.”
In the recent years, after the Global Financial Crisis, the economy in most European states has continued to recover. However, we are left with the puzzle that incumbents continue to lose support. Thus, the preliminary research question of the project is: why are incumbents losing support in economic good times?
My assumption is that the nature of economic voting has evolved and that economic voting is multidimensional. I suggest, in line with a developing strand in the literature that the economy is a positional issue too.
The project aim is to address the questions mentioned above in the European context, providing an opportunity to compare the effect across Europe. I would investigate how rising inequality shapes peoples’ attitudes. How the policy positions they take on this very important issue affect their party choice? Also, how the ones who are in most need for more just economy react to it. Are they silenced or waken up by the situation they are in? Also, in the project I plan to analyze how taking positions on economic dimensions affect both, the decision whether to participate and vote choice.
Contact Information:
Slaven Živković
Research Associate and Data Processing Specialist for Comparative Study of Electoral Systems (CSES) project
GESIS - Leibniz Institute for the Social Sciences
E-mail: slaven.zivkovic@gesis.org